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Schottland

Bei Schottland denken viele an Männer in karierten Röcken, an schräge Töne aus dem Dudelsack, an unsterbliche Highlander, an Macbeth, aber vielleicht auch an Whisky oder gefüllten Schafsmagen. Oder vielleicht an Natur, Tradition und Stolz?

All dies prägt natürlich das Bild Schottlands nach außen, doch würde ein Schotte sich selber und sein Land ganz anders sehen. Beide sind in erster Linie unabhängig und frei, insbesondere wenn es um die aufgezwungene Herrschaft der Engländer über das schottische Volk geht. Begehen Sie also nie den Fehler, einen Schotten als Engländer zu titulieren! Dazu aber später mehr – jetzt erstmal die Fakten.

Schottland liegt im Norden der britischen Hauptinsel und nimmt mit seiner Fläche von knapp 80.000 Quadratkilometern etwa ein Drittel von Großbritannien ein. Neben dem festländischen Teil gehören noch mehrere Inselgruppen im Atlantik wie die Hebriden, die Orkney-Inseln oder die Shetland-Inseln dazu. Wer Schottland nun allgemein weit im Norden vermutet, sollte wissen, dass dessen südliches Ende auf geografischer Höhe mit Flensburg liegt. Die beiden größten Städte Schottlands, Glasgow und Edinburgh, bilden die kulturellen und wirtschaftlichen Zentren des Landes mit seinen etwas mehr als 5 Millionen Einwohnern. Böse Zungen behaupten, dass man sich nördlich einer Linie Glasgow – Edinburgh außerhalb der Zivilisation befinden würde.

Typische Landschaft in SchottlandSo schlimm ist es dann aber doch nicht. In den schottischen Highlands lebt man das Leben nur wesentlich entspannter und naturverbundener als in den Großstädten. Die Menschen sind offen und freundlich, leider aber teilweise nur recht schwer zu verstehen. Der original-schottische Dialekt dürfte lediglich in der Theorie mit dem Englischen, das wir aus der Schule kennen, verwandt sein. Egal, nach 2 bis 3 Single Malt Whiskys ähneln sich viele Sprachen.

Technisch gesehen ist Schottland also ein Teil Großbritanniens, emotional liegen jedoch Kontinente zwischen Schottland und England. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der mächtige Nachbar England wiederholt die stolzen und freiheitsliebenden Schotten überfallen, annektiert und geplündert hat. Da entwickelt sich im Laufe der Jahrhunderte verständlicherweise eine gewisse Antipathie. Zunächst wurde Schottland 1296 unter der Regentschaft des Englischen Königs Edward I. dem englischen Königreich einverleibt. Nach etlichen Schlachten, u.a. geführt und gewonnen von William Wallace (Kinogänger werden sich an den Film Braveheart mit Mel Gibson erinnern) und Robert the Bruce, wurde die schottische Unabhängigkeit vom Papst persönlich im Jahre 1320 anerkannt. Erst 1603 wurden die beiden Königreiche unter dem schottischen König Jacob VI. wieder vereint, was im Act of Union 1707 auch offiziell gemacht wurde. Dem ständigen Wunsch der Schotten nach mehr Unabhängigkeit entsprechend durften diese 1999 ein eigenes Parlament wählen, das für innenpolitische Angelegenheiten zuständig ist. Die derzeitige schottische Regierung hat es sich sogar auf die Fahnen geschrieben, Schottland wieder vollständig von England unabhängig zu machen. Wenigstens politisch.

Die Natur Schottlands strahlt trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – ihrer Kargheit und Schroffheit einen Charme aus, der auf dieser Welt wohl seines Gleichen sucht. Die ewig weit geschwungenen, baumlosen Hügel, die unzähligen Lochs (allen voran natürlich Loch Ness) und schroffe Felswände bieten ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Bild. Man sollte nur das Wetter nicht unterschätzen, denn das kann ebenso abwechslungsreich sein. Erstaunlich ist allerdings, dass an der Westküste Palmen wachsen, wo doch wenige Kilometer weiter östlich in den Highlands tiefster Winter herrschen kann. Der Grund liegt im warmen Golfstrom, der an der Westküste Schottlands vorbeiführt und die nötige Wärme mit sich bringt.

Kultur in Schottland - DudelsackKulturell hat Schottland in den Bereichen Theater und moderner Musik sehr viel eigenständiges und hochwertiges zu bieten. Hinzu kommen gesellschaftliche Ereignisse wie die traditionellen Céilidh (gesprochen ‚Käilih’), die wohl am ehesten mit Folklore und Tanz übersetzt werden können. Beliebt sind auch die Highland Games, bei denen sich jedes Jahr zwischen Mai und Oktober im ganzen Land die tüchtigsten Männer des Landes in Disziplinen wie Tossing the Caber (Baumstammüberschlag), Tug-o´-War’ (Tauziehen), Putting the Stone (Steinstoßen) oder im Dudelsackspielen messen.

Interessant ist auch, dass Schottland seine eigene Währung besitzt. Ja, zugegeben, es sind wie in ganz Großbritannien auch Britische Pfund Sterling, doch die eigenständigen schottischen Banken haben das Recht, ihr eigenes Geld zu drucken, was dann darauf auch vermerkt ist. Und versuche mal einer in England mit einem Pfund-Schein zu bezahlen, wenn dort Schottland drauf steht – keine Chance. Das Geld muss vorher in einer Bank (kostenlos) in eine normale britische Währung getauscht werden.

Wer eine Tour nach Schottland plant, ist gut beraten, sich dort ein Auto zu mieten und einen Beifahrer zur Hand zu haben. Zum einen ist man ohne Auto in Schottland entweder aufgeschmissen oder wenigstens sehr langsam unterwegs. Zum anderen ist nicht zu empfehlen, sich mit seinem eigenen Fahrzeug mit kontinentaler Ausrichtung des Innenraumes in den Linksverkehr zu wagen. Und drittens kommt man nicht um einen Besuch der vielen schottischen Whisky-Destillerien umhin, wobei der nüchterne Beifahrer für die Weiterreise in Gold aufgewogen werden kann. Wer sich in Schottland dann ein wenig abseits der Hauptstraßen bewegt, wird schnell eine weitere Eigenheit des Landes kennen lernen: Single Track Roads. Diese sind wirklich nicht viel breiter als ein Auto und bieten in regelmäßig unregelmäßigen Abständen "passing places" als Ausweichbuchten, wenn wider Erwarten auf der gleichen Straße Autos in die andere Richtung unterwegs sein sollten. Hier lernt man auch das fehlerfreie und zügige Fahren im Rückwärtsgang.

 





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