Deutschland ist zwar eine große Biernation mit den unterschiedlichsten regionalen Biersorten, aber sog. Themenreisen rund um Deutschlands Brauereien und sein Bier sind noch rar gesät mit Tendenz zu Null. Dabei gehört das Bier trotz sinkendem Konsum immer noch den Lieblingsgetränken der Deutschen und zu den meist gesuchten Stichwörtern im Internet.
Beliebteste Biersorten | Bamberger Rauchbier | Berliner Weisse | Dortmunder Export | Düsseldorfer Alt | Einbecker Bock | Erdinger Weißbier | Kölsch | Kulmbacher Eisbock | Leipziger Gose | Oktoberfestbier |
Historischer Schilder deutscher Brauereien von sanfamedia.com (CC-BY-SA 3.0)
Deutschlands beliebteste Biersorten
Deutschlands beliebteste Biersorte ist mit großem Abstand Pils, das einen Anteil von mehr als 50% am gesamten Bierausstoß in Deutschland einnimmt. Seinen Namen hat es von der Stadt Pilsen in der tschechischen Provinz Böhmen, wo seit 1842 Bier nach Pilsener Brauart hergestellt wird. Damals war es das erste helle, klare Bier überhaupt, das jemals gebraut wurde. Erfunden hat es der bayerische Braumeister Josef Groll, der 1838 von den Bürgern in Pilsen beauftragt wurde, ein gutes Bier nach bayerischer Brauart zu entwickeln. Das Rezept für das erste Pils stammte von seinem Vater, der im niederbayerischen Vilshofen schon lange an der Rezeptur eines untergärigen Bieres experimentierte. Der erste Sud wurde am 5. Oktober 1842 gebraut, jedoch mit dem vor Ort typisch weichen Wasser Böhmens und Saazer Hopfen. Geboren war das Pilsener Urquell, das zunächst in den Gasthöfen im böhmischen Pilsen ausgeschenkt wurde und anschließend seinen Siegeszug rund um die Welt ansetzte. Pils hat eine charakteristisch bittere Note und einen Alkoholgehalt von 4,0 bis 5,2 % vol. Alkohol.
Bamberger Rauchbier
Die Tradition des Bierbrauens ist in Bamberg fast ebenso lang wie die Geschichte der Stadt Bamberg selbst, also rund 1.000 Jahre. Der erste Bierausschank ist für das Jahr 1093 urkundlich belegt. Schon viele Jahre vor Erlaß des Bayerischen Reinheitsgebots im Jahre 1516 erließ der Bamberger Fürstbischof Heinrich III. das Dekret, für ein gutes Bier nichts mehr als Hopfen, Malz und Wasser zu nutzen. In der Blütezeit im 19. Jahrhundert blickte die Region auf 65 Brauereien und 22 Bierkeller, von denen viele auch heute noch bestehen. Allein in der Stadt Bamberg sind es sieben Brauereien. Eine der besonderen Bamberger Spezialitäten ist das Rauchbier, das sein besonderes Aroma durch Gerstenmalz erhält, das über dem Rauchofen gedarrt wird. Dank der vielen Touristen in der sehenswerten Stadt liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in Bamberg weit über dem deutschen Durchschnitt.
Berliner Weisse
Die Berliner Weisse ist - wie der Name schon sagt - eine Berliner Bierspezialität und darf nicht mit dem typischen Weißbier Süddeutschlands verwechselt werden. Es ist ein eher spritziges Bier, das aus einer Mischung aus Weizen- und Gerstenmalz gebraut wird und erstmals 1680 offiziell erwähnt wird. Die Legende besagt, dass die Berliner Weisse eigentlich ein Unfall des Braumeisters Cord Broihan war, der 1526 aus Hamburg nach Berlin zurückkehrte und dort das typisch Hamburger Bier einführen wollte. Da die Berliner Weisse pur leicht säuerlich schmeckt, wird sie in Berlin gern mit einem Schuss Himbeersirup (= "Berliner Weiße rot") oder Waldmeistersirup (= "Berliner Weiße grün") "aufgepeppt" und dann auch schon mal mit einem Strohhalm getrunken. Die Berliner genießen "ihr" Bier heute am liebsten aus einem breiten Kelch mit Fuß, in den zuerst der Sirup eingefüllt wird. Dazu wird mit dann mit Schwung eine halbe Flasche Weisse eingeschenkt und der Rest langsam zugegossen. Am besten schmeckt die Berliner Weiße bei sonnigem Wetter im Freien bei 8 bis 10 Grad Celsius Trinktemperatur.
Dortmunder Export
Das Dortmunder Export wurde erstmals 1843 vom Braumeister Heinrich Wenker in der Krone am Markt gebraut. Ursprünglich stammte die Brauart mit untergäriger Hefe aus Wien, die er dort während seiner Ausbildung zum Braumeister auch kennengelernt hatte. Er war jedoch der erste Brauer in Dortmund, der dem bis dahin typischen obergärigen Bier etwas neues entgegensetzte. Es war lange Zeit das beliebteste Bier der Arbeiterklasse, insbesondere an den Kohle- und Stahlstandorten des Ruhrgebiets. Das Dortmunder Export hat eine kräftige goldgelbe Färbung und einen malzigen Geschmack.
Düsseldorfer Alt
Alt (bzw. Altbier) ist das Bier der Region in und um Düsseldorf bzw. des Niederrheins. Es gehört zur Gattung der Vollbiere und enthält durchschnittlich 11,5 % Stammwürze und ca. 4,8% vol. Alkohol. Alt ist ein dunkel-bernsteinfarbenes, hopfenbetontes Bier, das aus kurzen 0,2 Liter Gläsern getrunken wird und am besten zwischen 8 und 10 Grad Celsius schmeckt. Die Bezeichnung "Alt" bezieht sich weder auf das Alter des Bieres noch auf den Trinker, sondern auf das Brauverfahren, wie das Bier hergestellt wird. Dieses stammt noch aus der Zeit, als die heutige Kühltechnik unbekannt war und deswegen nur obergärige Hefe zum Bierbrauen verwendet wurde. Die Düsseldorfer Brauereien haben ihre Brautechnik mit obergäriger Hefe stets verfeinert und so ein wohlschmeckendes Bier entwickelt. Gerade für die Menschen in Düsseldorf und am Niederrhein ist das Alt ein Stück Identität wie das Weißbier für die Bayern. Altbier ist daher eine typische regionale Spezialität, die darüber hinaus allenfalls in ausgewählten Gaststätten Nordrhein-Westfalens zu finden ist. Südlich von Düsseldorf endet die Region des Altbiers in Leverkusen, wo schon das Kölsch-Revier beginnt.
Einbecker Bock
Bock ist die gebräuchliche Abkürzung für ein Bockbier, teilweise auch Starkbier genannt. Die Bezeichnung ist in Deutschland gesetzlich geschützt und darf nur für Bier verwendet werden, dessen Stammwürzegehalt die festgesetzte Grenze von 16% nicht unterschreitet. Während der normale Bock in der Regel während der Fastenzeit getrunken wird, gibt es den sog. untergärigen Maibock meist in der Zeit von April bis Juni. Hochburg der Starkbierzeit ist München, wo die Brauereien zwischen Fasching und Ostern in ihren größten Gasthäusern etliche Starkbierfeste feiern. Der Alkoholgehalt eines Bocks liegt i.d.R zwischen 6% und 12% vol. Alkohol. Die Entstehung des Bocks geht zurück auf die Hansestadt Einbeck in Niedersachsen, wo seit 1240 Bier gebraut wurde. Die Brauereien in Einbeck produzierten ein obergäriges Bier, das auch in Süddeutschland und Italien sehr beliebt war. Um die Haltbarkeit der Biere für den langen Transport in den Süden zu verlängern, wurde das Einbecker Bier mit einer sehr hohen Stammwürze gebraut. Einer der größten Fans war der Wittelsbacher Herzog Wilhelm V. der Fromme von Bayern (1579 – 1597), der für seinen ausgeprägten Hang nach einem guten Bier bekannt und berüchtigt war. Sein Bierdurst konnte vor Gründung seiner eigenen Hofbrauerei in München nur durch teure Importe aus Einbeck gestillt werden. Im Jahre 1614 wurde sogar der Braumeister Elias Pichler von Einbeck abgeworben, um zukünftig direkt vor Ort im Herzoglichen Hofbräuhaus das beliebte Ainpökisch Bier (später kurzerhand Bockbier) zu brauen.
Erdinger Weißbier
Das Weißbier ist eine echte bayerische Spezialität und gehört wie das Alt in Düsseldorf oder das Kölsch in Köln zur regionalen Tradition Bayerns. Es gibt zwar diverse bayerische Weißbierbrauereien, aber von diesen war Erdinger Weißbräu eine der ersten Brauereien in Bayern, die sich konsequent auf Weißbiere spezialisiert haben. Erdinger Weißbräu braut nur Weißiere, davon aber immerhin neun verschiedene Sorten, von denen einige Trendsetter dabei sind, insbesondere das Erdinger Alkoholfrei, die 0,3 Liter Flasche Erdinger Champ oder der Erdinger Pikantus Weizenbock. Obwohl Weißbier eine typisch bayerische Spezialität ist, werden die Erdinger Weißbiere in mehr als 70 Ländern dieser Welt exportiert. Das Weißbier zählt zur Gattung der Vollbiere. Der Stammwürzegehalt beträgt mindestens 11%, der Alkoholgehalt ca. 5,4% vol Alkohol. Das Weizenbier gibt es als kristallklare, hefetrübe oder als dunkle Variante. Es ist jedoch stets recht spritzig, fruchtig und mit würzigem Geschmack.
Kölsch
Kölsch ist - wie der Name schon sagt - Kölner Bier, das gem. der "Kölsch-Konvention" von 1986 als geschützte geographische Herkunftsbezeichnung gilt und nur von Brauereien aus Köln und dem direkten Kölner Umland gebraut werden darf. Die Kölsch-Konvention haben 24 Brauereien im März 1986 unterzeichnet und wurde vom Bundeskartellamt als besondere Wettbewerbsregelung des Kölner Brauereiverbandes anerkannt. Eine vergleichbare Vereinbarung gibt es zwischen den großen Münchner Brauereien für die Bezeichnung "Münchner Bier". Kölsch ist ebenso wie das Alt in Düsseldorf oder das Weißbier in Bayern ein Ausruck der besonderen Lebensart und Kultur. Am liebsten wird es in typischen Kölschkneipen direkt aus dem Fass getrunken, i.d.R. aus einer schlanken 0,2 Liter Kölsch Stange. Insoweit es nicht verwunderlich, dass die Kölner Köbes stets damit beschäftigt sind, immer genügend Nachschub zu servieren, traditionell in einem "Kranz".
Kulmbacher Eisbock
Kulmbach ist neben Bamberg eine der inoffiziellen Bierhauptstädte Bayerns, wo Brauereien, Mälzereien und eine lebendige Gastronomie schon seit Jahrhunderten das Stadtbild beherrschen. Das Sortiment der Kulmbacher Brauerei AG ist ziemlich umfangreich, aber der Kulmbacher Eisbock ist und bleibt ein absoluter Renner. In Bayern auch bekannt als Bayrisch Gfrorns ist der Kulmbacher Eisbock ein typisch bayerische Winterspezialität.
Leipziger Gose
Die Gose ist ein obergäriges Weizenbier mit einem Alkoholgehalt von ca. 5% vol. Alkohol. Mit seinem säuerlichen Geschmack gilt es als idealer Durstlöscher bei heißen Temperaturen, ist aber durchaus gewöhnungsbedüftig. Da die Leipziger Gose unter Verwendung von Koriander, Kochsalz und Milchsäurebakterien gebraut wird, entspricht es nicht dem Deutschen Reinheitsgebot. Den Namen verdankt die Gose ihrem Ursprungsort Goslar, durch den der Fluß Gose fließt. Von dort gelangte die Gose über Dessau und Halle nach Leipzig, wo das Bier auch heute wieder an einigen Braustätten gebraut wird. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Gose die beliebteste Biersorte in Leipzig, aber während der DDR-Zeit musste die letzte Gose-Brauerei vorerst ihren Betrieb einstellen. Eine aktive Braustätte in Leipzig befindet sich z.B. auf dem Terrain des Bayerischen Bahnhofs.
Oktoberfestbier
Das Oktoberfestbier ist ein speziell für das Oktoberfest in München gebrautes Bier, das nach dem Münchner Reinheitsgebot von 1487 gebraut wird und mit einem Alkoholgehalt von ca. 6% vol. Alkohol etwas stärker ist als das übliche Münchner Helle. Der Begriff Oktoberfestbier ist markenrechtlich geschützt und darf ausschließlich von den sechs großen Münchner Brauereien genutzt werden, die sich unter dem Verein Münchner Brauereien e.V. organisiert haben.
